Kaum ein Meerestier dieser Größe ist so schlecht erforscht wie der Riesenmanta. Bis heute kursieren zahlreiche Schauermärchen um den auch als Teufelsrochen bekannten Koloss. Doch wer sich ein bisschen genauer mit diesen Tieren auseinandersetzt, stellt schnell fest: Der Riesenmanta ist kein menschenfressendes Seeungeheuer, vielmehr können wir sogar noch einiges von ihm lernen.
Mit einer Spannweite von sieben Metern und einem Gewicht von bis zu zwei Tonnen ist der Riesenmanta der größte Vertreter der Rochen. Rochen stellen eine Überordnung der Klasse der Knorpelfische dar. Untereinander unterscheiden sich die verschiedenen Rochenarten zum Teil stark. So gibt es beispielsweise bereits drei unterschiedliche Formen der Fortbewegung: Schlängeln des Körpers wie Haie, wellenförmige Bewegung der Brustflossen bei Echten Rochen oder Auf- und Abbewegen derselben Flossen. Das sogenannte „Unterwasserfliegen“ gilt als eine der spektakulärsten Fortbewegungsformen unter Wasser, was nicht zuletzt den Riesenmantas, die es perfekt beherrschen, zu verdanken ist.

Lange Zeit waren Forscher*innen überzeugt, die Kolosse ernährten sich ähnlich wie Blauwale oder Walhaie ausschließlich von Plankton, doch neuere Untersuchungen zeigen, dass sie ebenso Fische und Weichtiere jagen wie andere Vertreter der Haie. Entgegen der weitläufigen Meinung besitzen Riesenmantas dennoch keinen Giftstachel. Auch Angriffe von Teufelsrochen auf Menschen sind nicht bekannt, viel eher lassen die Tiere, die immerhin Spitzengeschwindigkeiten von neun bis zwölf Kilometer pro Stunde erreichen können, Taucher*innen häufig sehr nah an sich heran. Das Schnorcheln in der Nähe sogenannter Putzerstationen, an denen zahlreiche kleine Putzerfische die Wunden größerer Meereslebewesen reinigen und Parasiten entfernen, ist daher besonders beliebt bei Urlauber*innen, die eine unvergessliche Begegnung mit diesen beeindruckenden Lebewesen machen wollen. Trotzdem ist die Lebensweise der Riesenmantas bis heute schlecht erforscht, was ihren Schutz erschwert. Dabei drängt die Zeit, denn wie andere große Knorpelfische wachsen Riesenmantas langsam und werden erst spät geschlechtsreif. Aufgrund von Nahrungsknappheit durch Überfischung, Zufallsfängen in Fischernetzen und dem gezielten Schwarzmarkthandel mit Mantarochen sinkt die Zahl der Individuen mittlerweile so rasant, dass die Art seit 2020 als „stark gefährdet“ gilt.
Allein, und doch irgendwie gemeinsam
Riesenmantas sind nicht dafür bekannt, in besonders engen sozialen Gruppen zu leben, doch tatsächlich gibt es zahlreiche soziale Interaktionen zwischen einzelnen Individuen und auch losere Gruppenstrukturen.
Im küstennahen Gewässern sind Mantas eher seltener in Gruppen anzutreffen, an Putzerstationen allerdings entstehen besondere Strukturen. So entdeckten Forscher*innen der Marine Megafauna Foundation, dass weibliche Teufelsrochen teilweise langfristige Beziehungen untereinander knüpfen, während Männchen weniger bis keine sozialen Bindungen aufrechterhalten. Was diese Manta-Freundschaften letztlich bezwecken, ist noch nicht sichergestellt. Doch Riesenmantas sind nicht nur körperlich groß, sondern besitzen auch das größte Gehirn aller Fische. Sie gleichen in ihrem Verhalten daher Meeressäugern wie Delfinen, die ebenso dazu neigen, Dinge zu tun, die keinen direkten Nutzen für sie haben, sondern lediglich Spaß bringen. Es wäre somit auch kaum verwunderlich, wenn das der Grund für die sozialen Interaktionen der Mantarochen an Putzerstationen ist.
Zum Entstehen sozialer Interaktionen haben Riesenmantas ein eigenes Kommunikationssystem entwickelt, das gänzlich ohne Stimme auskommt. Anstelle von Gesängen, wie wir sie von Walen kennen, nutzen die Knorpelfische ihre kolossalen Flossenflügel und erzeugen durch Schläge im Wasser oder die gezielte Brechung der Strömung Geräusche. Zur Begrüßung anderer Artgenossen wedeln sie mit ihren Kopfflossen, welche ihnen auch den Namen Teufelsrochen eintrieben.
Auch zu anderen Tieren, den Schiffshalterfischen, pflegen Mantarochen eine innige Beziehung. Der abgeflachte Kopf der Rochen bietet die perfekte Voraussetzung für die Fische, um sich mit ihren Saugnäpfen festzusaugen und sich im Schutz der Meeresriesen mittransportieren zu lassen. Im Gegenzug halten sie dem Manta wahrscheinlich lästige Parasiten vom Hals. Es stellt sich somit eine Win-Win-Situation zwischen beiden Lebewesen ein.
Immer neugierig bleiben!

Wie bereits angedeutet, sind Mantarochen äußerst intelligente Lebewesen. So lässt sich auch ihre Neugierde und ihr Interesse an anderen Lebewesen erklären. Taucher*innen haben in der Regel keine Probleme, sich Mantarochen anzunähern. Die Tiere fordern es teilweise sogar eher heraus und schwimmen selbst auf die Eindringlinge in ihrem Gebiet zu. Was ihnen diese Neugierde bringt, ist, wie bei den sozialen Bindungen, noch ungeklärt. Auch hier wäre eine naheliegende Lösung: Aus Spaß an der Freude!
Die spektakulären, bis zu zwei Meter hohen Sprünge aus dem Wasser, die ab und zu zu beobachten sind, werden übrigens auch auf diese Art und Weise erklärt.
Mantas im Menschen
Wo aber können wir nun Mantas im Menschen wiederfinden? Für mich persönlich verkörpert der Riesenmanta mit seiner Lebensweise fünf Botschaften:
- Es ist notwendig und vollkommen in Ordnung, sich Zeit für sich und seinen Körper zu nehmen!
- Wenn etwas nicht von selbst heilt, gibt es andere, die dabei helfen.
- Tust du selbst etwas Gutes, kommt es auf dich zurück!
- Habe keine Angst vor Neuem und bleibe neugierig!
- Nicht jedes Handeln muss einen handfesten Zweck erfüllen, manchmal bringt es auch einfach Freude!
Also, solltet ihr das nächste Mal in einer Situation sein, in der ihr an einer dieser Botschaften zweifelt, dann denkt doch einfach an den beeindruckenden Riesenmanta und erfreut euch zumindest ein paar Sekunden an seiner anmutigen Erscheinung!
Das Konzept der Stärketiere ist für mich eine Denkweise, bei der unterschiedliche Tiere durch ihre Verhaltensweisen bestimmte menschliche Eigenschaften verkörpern oder Botschaften, aus denen Menschen Kraft und Stärke ziehen können, aussenden. Sicherlich fallen jedem Menschen zu bestimmten Tieren unterschiedliche Dinge ein, je nachdem mit welchen Situationen er*sie sie verbindet, wie stark er*sie ihnen zugeneigt ist und was er*sie gerne in diesem Tier sehen möchte, aber genau das ist der Sinn der Stärketiere: Jede*r soll in ihnen persönliche kleine Mutmacher finden, die das Leben ein bisschen erleichtern. Denn was gibt es Schöneres als kurzfristig mit einem niedlichen Tier im Kopf aus verzwickten Situationen auszubrechen? 😉