Groß, stark, dickhäutig, sanftmütig – Elefanten verkörpern eine ganze Reihe an erstrebenswerten Eigenschaften. Kaum verwunderlich also, dass der Elefant ein ideales Stärketier darstellt und bereits in einigen Geschichten und Filmen in dieser Funktion vorkommt. Was aber leben uns die sanften Riesen eigentlich konkret vor?
Elefanten sind die größten, lebenden Landsäugetiere der Welt. Drei Arten umfasst die Familie der Elefanten, wovon zwei der Gattung der Afrikanischen Elefanten zugeordnet werden. Die dritte Art bildet der Asiatische Elefant, welcher mit einer Schulterhöhe von etwa drei Metern und einem Gewicht bis zu sechs Tonnen genau zwischen dem Afrikanischen Elefanten und dem Waldelefanten steht.
Soziales Miteinander – zumindest in der Familie
Zwischen den Dickhäutern entstehen teilweise komplexe Sozialgemeinschaften, wobei es geschlechterspezifische Unterschiede gibt. Männliche Tiere, auch Bullen genannt, verlassen mit etwa neun Jahren ihre Mutter und leben einzelgängerisch oder schließen sich einer Junggesellengruppe an. Weibchen (oder Kühe) hingegen bleiben meist ein Leben lang in kleineren Familiengruppen mit nahe verwandten Tieren, die sich zeitweise zu größeren Familienverbänden oder Clans zusammenschließen. Dieses unregelmäßige Zusammenfinden und Auseinanderbrechen von größeren Gruppen wird auch als Fission-Fusion-Sozialgefüge bezeichnet.
Die Familiengruppen werden in der Regel von einer älteren und erfahrenen Leitkuh durch einen Aktionsraum geführt, welcher typischerweise aus verschiedenen Landschaftstypen besteht und zur Nahrungssuche durchwandert wird. Es gilt dabei die Regel: Je trockener und vegetationsarmer ein Aktionsraum ist, desto größer ist er. Neben der Navigation durch dieses Gebiet gibt die Leitkuh bei Afrikanischen Elefanten auch wichtige Verhaltensweisen vor und dient somit als Vorbild für jüngere Tiere. Sie steht somit streng hierarchisch an der Spitze der Gruppe. Bei Asiatischen Elefanten hingegen ist die Leitkuh weniger dominant, die Hierarchie dadurch weniger linear und Bindungen zwischen den Elefanten der Gruppe individueller.
Trompeten, Streicheln, Pinkeln – Rege Kommunikation auf allen Ebenen

Um solche sozialen Gruppen zu erhalten, ist ein hohes Maß an Kommunikation notwendig. Elefanten nutzen hierfür zahlreiche Vermittlungsmethoden. Neben optischen Signalen über die Körperhaltung, sind vor allem die verschiedenen Laute auffallend. Wie die menschliche Stimme sind Elefantenlaute dabei von Elefant zu Elefant unterschiedlich und somit ein sicheres Unterscheidungsmerkmal innerhalb einer Gruppe. Das charakteristische, laute Trompeten spielt allerdings eher eine untergeordnete Rolle. Es dient lediglich als Alarm- und Warnsignal beziehungsweise dazu, Aufregung und Unbehagen zu vermitteln. Viel häufiger kommt ein niederfrequentes Grollen vor, das den Kontakt untereinander herstellt. Spezielle hohe Laute kommen zum Einsatz, wenn ein Familienmitglied Angstsignale aussendet.
Über den Geruch unterscheiden Elefanten enger und entfernt verwandte sowie artfremde Lebewesen. Mithilfe von Kot- und Urinmarken sowie Sekreten vermitteln sie verschiedene gezielte Botschaften an ihr Umfeld und locken so beispielsweise potentielle Partner*innen an. Zärtlich geht es dann allerdings nicht nur zwischen den Turteltauben zu, sondern auch zwischen anderen verwandten Tieren. Berührungen mit dem Rüssel dienen beispielsweise der Begrüßung oder der Beruhigung von ängstlichen Tieren.
Sanfter Riese
Elefanten sind sensible und empathische Tiere. Das zeigte zuletzt auch eine im Jahr 2014 veröffentlichte Studie von Joshua M. Plotnik und Frans de Waal, im Zuge derer sie Asiatische Elefanten dabei beobachteten, wie sie verängstigten Herdenmitgliedern Trost spendeten. Zudem stellten die beiden fest, dass dieses Verhalten nicht nur einzelnen Tieren zuzuschreiben ist, sondern die gesamte Gruppe wortwörtlich näher zusammenrückt, wenn sie ein verängstigtes Tier in ihrer Mitte wissen. All das deutet darauf hin, dass Elefanten mit ihren Artgenossen mitfühlen können. Dass das auch über die Artgrenze hinaus funktioniert, ist außerdem nicht ausgeschlossen. So scheinen Elefanten unter anderem auch weinende Menschen zu erkennen und versuchen, diese zu trösten (sofern sie an Menschen gewöhnt sind).
Dass Elefanten äußerst intelligent sind, ist nicht neu. Neben Delfinen, Menschenaffen und Elstern gehören sie zu den wenigen Tieren, die sich selbst im Spiegel erkennen. Außerdem sind sie bei entsprechendem Training in der Lage zu zählen und zu addieren. Besonders beeindruckend ist allerdings die stark ausgeprägte Fähigkeit, sich verschiedenste Dinge über einen äußerst langen Zeitraum einzuprägen. Rufe von verschollenen Verwandten erkennen Elefanten beispielsweise jahrelang wieder und Knochen und Stoßzähne verstorbener Tiere werden regelmäßig aufgesucht – wahrscheinlich um den Toten zu gedenken. Ebenso ist seit einiger Zeit auch bekannt, dass Elefanten als Konsequenz auf Extremereignisse (z.B. das Beobachten eines gewaltvollen Sterbens eines Artgenossen) Traumata entwickeln können. Bei alldem ist es daher auch nicht überraschend, dass Elefanten sich durchaus häufig selbstlos verhalten. Innerhalb einer Gruppe fungieren zum Beispiel unterschiedliche Elefantendamen als Hebammen während der Geburt und bieten der kalbenden Mutter Schutz.
Doch damit nicht genug! Die sanften Riesen helfen nicht nur bewusst ihren Artgenossen, sondern schaffen unbewusst durch ihr Verhalten Lebensräume für andere Tiere und Pflanzen, indem sie bei ihren Wanderungen Bäume umknicken und entrinden oder tiefe Spuren hinterlassen, in denen sich Pfützen bilden.
Unverwundbar dicke Haut
Eine Eigenschaft wird den Elefanten allerdings zugeschrieben, die sie in Wahrheit gar nicht direkt verkörpern: Die dicke Haut. Es ist zwar korrekt, dass Elefanten im wahrsten Sinne des Wortes eine mitunter bis zu vier Zentimeter dicke Haut besitzen, unantastbar oder gar unverwundbar sind sie deshalb allerdings noch lange nicht. Ganz im Gegenteil: Bei einer Verletzung dauert es wesentlich länger als bei anderen Tieren, bis die Haut komplett wiederhergestellt ist und Elefanten bluten sogar schon bei einem Bremsenstich.

Zudem weiß jede*r, der*die sich bereits mit bedrohten Tierarten beschäftigt hat, dass alle drei noch lebenden Elefantenarten auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) stehen. Gründe hierfür sind vor allem die Jagd nach wertvollem Elfenbein und die damit in Zusammenhang stehende Wilderei sowie die Zerstörung der Lebensräume durch die Rodung von Wäldern und die Ausbreitung menschlicher Siedlungen. Mehr denn je sind Elefanten deshalb nicht nur auf den Schutz der Herde, sondern vor allem auf den Schutz durch uns Menschen angewiesen.
Elefanten im Menschen
Was aber können wir nun eigentlich von Elefanten lernen? Für mich persönlich sind es folgende fünf Botschaften:
- Egal wie groß und stark ein Wesen äußerlich scheint, in jedem steckt ein weicher Kern.
- In der richtigen Gruppe sprechen alle die gleiche Sprache.
- Auch wenn du es vielleicht nicht bemerkst, mit jeder deiner Handlungen hinterlässt du eine Spur, aus der für andere etwas Wichtiges entstehen kann.
- Manchmal ist das Größte, das man füreinander tun kann, sich einfach nur nahe zu sein.
- Vergiss‘ niemals deinen Weg und deine Weggefährten!
Und es gibt sicherlich noch viel mehr, das man sich von einem Elefanten abschauen kann. Ich jedenfalls stelle mir in vielen schwierigen Momenten oft diesen großen, treuen Dickhäuter vor und lasse mir von ihm weiterhelfen – und wenn es nur der Gedanke daran ist, in ihm Trost zu finden.
Das Konzept der Stärketiere ist für mich eine Denkweise, bei der unterschiedliche Tiere durch ihre Verhaltensweisen bestimmte menschliche Eigenschaften verkörpern oder Botschaften, aus denen Menschen Kraft und Stärke ziehen können, aussenden. Sicherlich fallen jedem Menschen zu bestimmten Tieren unterschiedliche Dinge ein, je nachdem mit welchen Situationen er*sie sie verbindet, wie stark er*sie ihnen zugeneigt ist und was er*sie gerne in diesem Tier sehen möchte, aber genau das ist der Sinn der Stärketiere: Jede*r soll in ihnen persönliche kleine Mutmacher finden, die das Leben ein bisschen erleichtern. Denn was gibt es Schöneres als kurzfristig mit einem niedlichen Tier im Kopf aus verzwickten Situationen auszubrechen? 😉