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Musikalische Tiere – Wie und wo wir Tiere in der Musik finden können

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Von Princes „When Doves Cry“ über Ylvis’ “What Does The Fox Say” bis hin zu Helge Schneiders “Katzeklo” – auch in zahlreichen Liedern spielen Tiere als Metaphern und Symbole eine maßgebliche Rolle. Wie das konkret aussieht, wollte ich anhand einiger Beispiele herausfinden. Deshalb habe ich 144 Lieder mit Tieren im Titel gesammelt und ausgewertet. Sind die behandelte Tiere eher gefährlich oder harmlos? In welchem Genre werden besonders viele Tiere aufgegriffen? Und welche Tiere sind gewissermaßen die Lieblingstiere der Musiker*innen?

Disclaimer: Für Statistik-Allergiker*innen ist der folgende Artikel nicht geeignet! 😉

Vor ungefähr sieben Wochen wollte ich in einer Instagram-Umfrage von euch wissen, welche Lieder mit Tieren im Titel ihr kennt. Darauf habe ich unglaublich viele Empfehlungen erhalten, unter anderem „Fireflies“ von Owl City, „Wolf Totem“ von The Hu oder The Tokens‘ „The Lion Sleeps Tonight“. Auch der „Ententanz“ wurde genannt und das mir bis dahin vollkommen unbekannte „Ich wünsch‘ mir, dass das Zebra schweigt“ von Samsas Traum. Die genannten Lieder bildeten die Ausgangslage für einen Datensatz aus Liedern, die jeweils mindestens ein Tier im Titel enthalten mussten, dabei waren sowohl allgemeine Bezeichnungen wie „Tier“, „Animal“ oder „Bird“ genauso erlaubt wie spezielle Artnamen wie „Dove“, „Barracuda“ oder „Schäferhund“. Ergänzt wurde die Liste durch die Vorschläge von radioeins rbb in ihrer Playlist „Animals – die 100 besten Lieder mit Tieren“ und die Kay Poppes und Bastian Puschs CD „Die 30 schönsten Tierlieder“, sodass sich am Ende ein Sample aus 144 Liedern ergab, wobei allerdings 36 Lieder aufgrund fehlender Angaben wieder aus dem Analysedatensatz herausgeworfen werden mussten. Alle verwendeten Lieder könnt ihr übrigens in meiner eigens dafür erstellten Spotify-Playlist finden.

Jetzt aber ran an den Speck!

Ein paar Hintergrundinfos

Fangen wir mit den vermeintlich uninteressantesten Fakten an: Bei 94 Liedern, von denen das Erscheinungsdatum eindeutig bestimmbar war, entfielen mit 21 Titeln die meisten Veröffentlichungen von Tiersongs auf die 80er Jahre, dicht gefolgt von 18 Liedern in den 70ern und 16 Liedern in den 2000ern. Die meisten Lieder in einem Jahr wies das Jahr 1983 mit ganzen sechs Veröffentlichungen auf, darunter „The Lovecats“ von The Cure, „Nellie The Elephant“ von den Toy Dolls, „Human Fly“ von The Cramps und „Karma Chameleon“ von Culture Club. Das älteste Lied im Datensatz stammt übrigens von keinem Geringeren als dem „King of Rock ’n’ Roll“ höchstpersönlich. Elvis Presleys „Hound Dog“ beglückt bereits seit 1956 unsere Ohren. Der neuste Song hingegen stammt vom deutschen DJ-Duo HBz und trägt den Titel „King Kong“.

Wo wir schon von DJs sprechen: Was die Referenz auf Tiere angeht, spielt die EDM-Szene trotz Martin Garrix‘ Tophit „Animals“ eher eine untergeordnete Rolle. Nur drei von 108 Songs lassen sich diesem Genre zuordnen. Anders sieht es da in der Pop- und Rockszene aus. Gemeinsam stellen sie mit 57 Hits knapp über die Hälfte der ausgewählten Songs. Unter den Rocknummern finden sich nicht nur absolute Klassiker wie Survivors „Eye Of The Tiger“, sondern auch neuere Nummern wie „Der letzte Kranich“ der Hamburger Band Tocotronic. Unter den Popnummern sind mit One Direction („Wolves“), Elton John („Crocodile Rock“) oder Robbie Williams („Me And My Monkey“) gleich mehrere bekannte Namen zu finden. Die Könige der Tiersongs sind allerdings The Beatles mit sage und schreibe vier Titeln, die ein Tier in ihrem Namen tragen, darunter natürlich auch „Blackbird“. Spannenderweise sind Paul McCartney und John Lennon im Vergleich zu anderen Künstler*innen in ihrer Tierauswahl auch noch sehr originell: Sie sind die einzigen Künstler, die das Walross, die Amsel und den Oktopus in ihren Songs unterbringen. Lediglich das Schwein („Piggies“) müssen sie sich mit der britischen Rockband Suede („We Are The Pigs“) teilen. Der einzige andere Künstler, der es auf mehr als einen Song mit Tiertitel bringt, ist wiederum Elvis Presley, der dem bereits erwähnten „Hound Dog“ ein Jahr später einen Teddybären zur Seite setzt („(Let Me Be Your) Teddy Bear“).

Die Mainstream-Erwachsenen-Genres werden noch ergänzt durch einen ebenfalls großen Anteil an Kinderliedern, unter denen sich wenig überraschend Klassiker wie „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“, „Schnappi, das kleine Krokodil“ oder „Kuckuck, kuckuck“ befinden.

Über welche Tiere wird überhaupt musiziert?

Betrachtet man genauer, welche Tiere in den Musikstücken auftauchen, so zeichnet sich eine deutliche Tendenz zu den Wirbeltieren ab. Nur zehn der 108 Stücke beinhalten Wirbellose wie den Hummer („Rock Lobster“ – The B-52’s) oder die Grille („Crickets Sing For Anamaria“ – Marcos Valle). Etwas häufiger als diese beiden Tiere werden der Käfer und die Fliege behandelt. Ansonsten scheinen vor allem Säugetiere den Musiker*innen zuzusagen. Wenig überraschend macht diese Klasse knapp 68 Prozent aller Lieder aus, gefolgt von den Vögeln mit knapp 13 Prozent. Zoomt man nochmal eine Ebene näher, so kann man insgesamt 28 verschiedene erwähnte Ordnungen ausfindig machen. Auch hier gibt es eine klare Lieblingsordnung – Raubtiere werden ganze 42 Mal als titelgebende Tiere verwendet. Ergänzt wird das Podium durch die Unpaarhufer, zu denen beispielsweise das Pferd (u.a. „Das rote Pferd“) und das Zebra zählen und Paarhufer wie der Büffel (u.a. „Buffalo Soldier“ – Bob Marley & The Wailers) oder das Schaf („Sheep“ – Pink Floyd).

Was den Lebensraum angeht, stehen vor allem Haustiere hoch im Kurs, doch auch Dschungelbewohner*innen, Tiere des Waldes oder der Savanne werden mehrfach genannt. Aufgegriffen werden auch vornehmend als eher ungefährlich eingestufte Tiere (obwohl die meisten Tiere Raubtiere sind, Erklärung dazu ein paar Sätze weiter) und Arten, die eher in gemäßigten Klimazonen beheimatet sind. Lustigerweise lässt sich auch ein recht großer Zusammenhang zwischen Erscheinungsjahr und der Gefährlichkeit eines Tieres für den Datensatz berechnen. Dieser ist allerdings natürlich nicht signifikant und lässt somit keine weiteren Schlussfolgerungen zu. Das zeigt mal wieder, dass mit entsprechenden Rechenmethoden sehr vieles berechnet werden kann und auch nüchtern wirkende Zahlen in der Regel einen zweiten, kritischen Blick wert sind.

Und was ist denn nun das Lieblingstier der Musiker*innen?

Nach all dem Statistik- und Zahlengelabere bleibt zum Schluss nur noch die wichtigste Frage unbeantwortet: Welches Tier ist scheinbar so bemerkenswert, dass es die meisten Songs über sich verdient? Rollen wir das Feld von hinten auf: Zunächst einmal gab es in 108 Titeln immerhin 56 unterschiedliche Tiere, was, wie ich persönlich finde, doch eine überraschend hohe Vielfalt darstellt. Trotzdem gibt es natürlich ein paar Favoriten: Auf dem dritten Platz der häufigsten Nennungen befindet sich für unseren Datensatz der Affe mit sieben Erscheinungen, unter anderem auch in Peter Fox‘ „Stadtaffe“. Die Silbermedaille schnappt sich mit nur einer Nennung mehr die Katze, welche unter anderem in David Bowies „Cat People (Putting Out Fire)“ zu finden ist. Mit großem Abstand schnappt sich allerdings der Hund mit ganzen 14 Erscheinungen den Titel als Lieblingstier der Musik*innen. Beispielhaft an dieser aufgeführt werden, können „Chihuahua“ von DJ Bobo, „Who Let The Dogs Out“ von Baha Men oder Cat Stevens‘ „I Love My Dog“.

Die Plätze eins und zwei der beliebtesten Tiere erklären übrigens auch, warum trotz des häufigen Rückgriffs auf Raubtiere dennoch eher als ungefährlich eingestufte Tiere vorkommen als gefährliche.

So, genug Statistik! Der nächste Blogbeitrag wird wieder weniger Zahlen enthalten, aber hoffentlich trotzdem ebenso Musik in euren Ohren sein 😊

Hier findet ihr übrigens die beiden erwähnten Quellen, aus denen die Tierlieder hauptsächlich stammen:

  • o. A. (o. J.): Animals – die 100 besten Lieder mit Tieren. Internet, radioeins rbb vom 03.11.2021.
  • Poppe, Kay/Pusch, Bastian (2019): Die 30 schönsten Tierlieder. Hamburg: Oetinger Media.

Und hier geht es nochmal direkt zur Spotify-Playlist:

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